Drinnen in der Bahn, wie draußen im Freien herrschen Temperaturen von über 30°C. Wir fahren in den Verkehrsknotenpunkt Baquedano ein. Menschen stehen in 3er Reihen hintereinander den ganzen Bahnsteig entlang. Alle haben ein Ziel: Möglichst schnell nach Hause.
Meinem Empfinden nach ist die Bahn proppenvoll. Ich fühle mich eingepfercht – und habe auf noch mehr Gedränge und der damit verbundene Enge wirklich keine Lust. Plötzlich bewegt sich die Menschenmasse, deren Teil ich ja bin. Es geht nach links, nach rechts, ein bisschen da hin, ein bisschen dort hin. Es wird Platz geschaffen für Menschen die aussteigen müssen und für Menschen, die mit uns jetzt an ihr Ziel wollen.
Ich gehe Kompromisse ein („da ist doch noch ein Quadratzentimeter“), stelle mich der Herausforderung, unterstütze, quetsche mich ins Eck – fürs gemeinsame Ziel. Erstaunlich dabei ist die Ruhe und Besonnenheit, trotz der Hitze. Kein Geschrei, kein (oder ganz wenig) Gemurre ist zu hören, kein abfälliges Verhalten ist zu sehen, die Bewegungen laufen wie von Geisterhand.
Wir haben es geschafft – fünf Mitreisende konnten wir aufnehmen, ein Blick in die Runde: Ein Lächeln hier, ein Lächeln da, ein Schulterzucken zu mir: So machen wir das Gringo. Ich muss meinerseits anerkennend lächeln. Mit Leichtigkeit fahren wir wieder los. Dann – nach 20 Minuten – sind wir gemeinsam am Ziel!
Was hat das denn mit Führung zu tun?! Ich fühle mich in der Rolle des Mitarbeiters, der ein Ziel vor Augen hat, keine Kompromissen eingehen will. Und nun werde ich bewegt und kann mitgehen. Gemeinsam kommen wir weiter. Das ist die Botschaft an Führung.